Antwort auf: Heavy Rain von Overcrook

House M.D.
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Hinweis zum Text: spoilerfrei

Mein Urteil vorweg: wow / sprachlos.

Ich kann euch aber beruhigen, denn ich bin nicht eingeknickt. Natürlich habe ich nicht noch eine 2. Konsole gekauft. Ich habe es aber von der ersten bis zur letzten Minute miterleben dürfen. Ich habe das Spiel also nur wie einen Film erlebt und war dennoch gefesselt.

Heavy Rain ist das schönste Spiel, dass ich jemals gesehen habe. Die Graphik ist phantastisch. Etwas anderes habe ich aber auch nicht erwartet, denn im Prinzip ist ja das gesamte Spiel vorberechnet und beinahe jede Bewegung gescriptet. Ich habe mir ja auch gerade Alan Wake daneben angesehen und das ist wirklich um Welten schlechter was die Charaktermodelle angeht. (Gut man kann jetzt natürlich argumentieren, dass bei Alan Wake nicht so viel gescriptet sei und das ganze etwas freier ist, was zu mehr Berechnungen führt und es anders nicht möglich wäre. Geschenkt. Reden wir nicht über die Gründe, sondern stellen hier nur fest das Heavy Rain da wirklich die Benchmark ist.)

Die Story hat mich gefesselt. Nicht zartbesaitet, aber dennoch gab es Momente in denen ich nicht wirklich hinschauen wollte. Man muss ja auch beachte das ich nicht selbst gespielt habe. Ich denke diese QTEs sind nicht wirklich anspruchsvoll (jedenfalls mal von denen abgesehen, in denen es wirklich auf Schnelligkeit ankommt - aber das gilt ja nicht für die große Masse). Ich könnte mir aber vorstellen, dass man allein aufgrund der Tatsache das der Befehl vom Motorrad zu steigen vom Spieler kommt, man einfach nochmal etwas mehr gebannt ist und deshalb noch mehr mit den Charakteren des Spiels mitfiebern kann. Ich habe, als Zuschauer, aber dennoch gefesselt vor dem Bildschirm gesessen. Ich denke das sagt schon viel über das Spiel aus und unterstreicht dessen Qualität. Die Story ist so stimmig und authentisch, dass ich wirklich wissen wollte wie es weitergeht. Ich denke eine derartige innige Stimmigkeit gab es so in Videospielen noch nicht.
Ich muss aber auch sagen, dass ich an einigen Stellen wirklich Probleme hatte. Das gezeigte geht an manchen Stellen vielleicht über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus - an diese Grenzen stößt es aber in jedem Fall. So eine Scheiße sehe ich täglich in den Tagesthemen, da brauche ich es eigentlich nicht auch noch in einem Videospiel. Aber wer weiß - unter Umständen macht auch genau das den Reiz des Spiels aus. Ich denke dennoch das die Atmosphäre so stimmig ist, dass es diese Episoden nicht zwingend gebraucht hätte, aber gut. Ich kanns auch nicht wirklich beurteilen denn dazu hätte man dsa Spiel ohne diese Szenen erleben müssen und ob es ohne diese ausgekommen wäre weiß man nicht. Dafür spricht meines erachtens, dass ich mich in keiner Szene gelangweilt habe, auch nicht wenn es darum ging alltägliche Dinge zu erspielen, wie bspw. das Braten eines Rühreis. Auch das spricht wahnsinnig für dieses Spiel.

Einen riesen Stein im Brett hat das Spiel bei mir, und das gerade auch wieder im Vergleich zu dem was ich bei Alan Wake gesehen habe ( [http://www.telemassaker.de/pxmboard.php?mode=message&brdid=1&msgid=77027] ), dass es ohne übernatürliches auskommt. Das zeigt nämlich das ein guter Thriller auch ohne dieses Gedöns auskommt.

Die Charaktere sind allesamt wahnsinnig interessant dargestellt und ich konnte mich in jeden einzelnen Charakter hineinversetzen.

Zum eigentlichen Gameplay kann ich als Zuschauer natürlich nichts sagen und deshalb nur das wiedergeben, das man mir dazu erzählt hat. Demnach war es durchaus gelungen und wiedererwarten doch abwechslungsreich. Gerade auch diese Differenzierung zwischen Handeln und Gedanken fand ich extrem gelungen.

Wenn ich eine Playstation besäße, dann würde ich mir sofort dieses Spiel zulegen. Es ist wirklich das spannendste und für mich beste Spiel das ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Ich würde es mit Sicherheit noch einige Male durchspiele, nur um sehen zu können wie sich gewisse Entscheidungen auf das Ende der Story auswirken.

Ich hoffe das daraus ein eigenes Genre erwächst. Gleichzeitig wurde mir Heavy Rain nicht nur ein phantastischens Abenteuer entwickelt, sondern auch eine großartige Referenz geschaffen. Wenn folgende Titel derart viel Tiefgang, Liebe zum Detail und Stimmigkeit aufweisen würden, dann wäre ich Stammkunde. Diese Schnittstelle zwischen Film und Videospiel ist einfach unbeschreiblich spannend. Malt auch mal aus was man daraus alles machen könnte. Theoretisch ist man nicht einmal mehr auf Polygone begrenzt. Man könnte den Film und das Videospiel derart verbinden, dass echte Schauspieler statt Polygon-Konterfeie auftreten. In den Bereichen in denen man sich in Heavy Rain klassisch, frei bewegen kann stellt das natürlich noch ein Problem dar, aber die Technik wird ja sicherlich nicht stehen bleiben. Interessante Möglichkeiten erbeben sich da jedenfalls für die Zukunft der Unterhaltungsindustrie.

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