Antwort auf: Zuletzt gesehen II von Travis

crizzo
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Die Trilogie endet mit Jigsaws Tod... denkste! Solange man den Titel ausschlachten kann, darf man kein Ende erwarten. Und wenn man einem finalen Zitat aus dem vierten Ableger Glauben schenken darf, geht es gerade erst los.

Das ist in erster Linie deshalb schade, weil es nun gänzlich unglaubhaft wird. Nicht Jigsaw mordet weiter, sondern diverse Gefolgsleute, die mehr oder minder freiwillig nach den Anleitungen auf gefundenen Tonbandkassetten handeln. Aus welcher Motivation heraus sie sich dem Mantra des Psychopathen angeschlossen haben, ist schwer bis gar nicht ersichtlich. Und falls doch, dann ziemlich an den Haaren herbeigezogen. (Übrigens ein nettes Wortspiel, wenn man den Film gesehen hat.)

Dass nun sogar John "Jigsaw" Kramers Ex-Frau mit in die Handlung einbezogen wird, verleiht der "Saw"-Reihe neue groteske Züge. In Rückblicken sieht man dann gar einen glücklichen Mann, der aufgrund eines tragischen Unfalls den Hass auf die Laster der Menschheit bekam und zum Massenmörder wurde. Was sich grundsätzlich recht interessant anhört und Aufklärung bezüglich der psychischen Beweggründe für die ganzen perfiden Untaten verspricht, wirkt eher wie eine Alibi-Vergangenheit, die man nunmal zeigen muss, damit die Horrorreihe weiter existieren kann. Dass man zwischenzeitlich sogar fast Sympathie für Jigsaw aufbringen muss, bringt dieser aufgesetzten Retrospektive eine absurde Wertigkeit, die man als Kenner des grandiosen ersten Teils nur noch als unpassend und störend empfindet.

Natürlich gibt es auch wieder einige direkte Verknüpfungen zum Geschehen aus dem Vorgänger, viele wirken aber auch wie mit dem Vorschlaghammer erzwungen. Empfehlenswert ist es trotzdem, sich den dritten Teil nochmal in Erinnerung zu rufen, bevor man bei "Saw IV" durchblicken will. Nicht dass man die Handlung sonst nicht verstehen könnte, aber es stellt eben einen Bezug her, der dem Geschehen etwas mehr Sinn verleiht. Und jeder Funke Sinn tut diesem Film gut. Dennoch lassen sich mal wieder sämtliche Plot-Konstruktionen von Regisseur Bousman trefflich hinterfragen.

Da das Ganze weder so spannend und überraschend wie in Teil 1 daherkommt, noch so ausgeklügelte Fallen wie in Teil 2 aufbietet, bleibt das recht durchschnittliche Niveau des dritten Teils bestehen. Und auch wenn es ganz sicher "Saw V" geben wird, sollte man von dieser Horrorreihe nicht mehr all zu viel erwarten.

4/10

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