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Magazin für Fußball-Kultur, der Name ist Programm. Wer 'ne Affinität zum runden Leder hat, wird wohl schon mal damit in Berührung gekommen sein. Mich beschleicht aber der Eindruck, daß die meisten irgendwie nur den kicker und die Sportbild kennen. Dabei bietet 11 FREUNDE so viel mehr als nur Statistiken, Transfergerüchte und Spielberichte. Genauer gesagt bietet das Blatt alles außer diesen Bereichen. Es gibt Hintergrundinformationen noch und nöcher. Wirklich neu ist das Heft auch nicht, bereits seit 2000 ist es auf dem Markt. Mittlerweile muß ich sagen, daß ich es als makellos ansehe. Mittlerweile, weil ich mich vor einigen Jährchen beim ersten Anlesen ziemlich schwer getan habe. Ich war nur die aktuelle Berichterstattung von den Mitbewerbern gewohnt, den Bezug habe ich nicht gleich gefunden. Es ist eben anspruchsvoller als der Rest.

Die Aufmachung ist brillant, alleine die Frontseite eine Augenweide. Es gibt viele hübsche Bilder und wirklich eine Menge zum Lesen. Text und Veranschaulichung ist immer im Wechsel, so daß man eine Seite mal nur betrachtet, die nächste aber aus nichts anderem außer Buchstaben und Zahlen besteht. Das Verhältnis ist genau richig, die Bilder wirken nicht wie Lückenfüller - wie ich bei Videospielmagazinen meist den Eindruck bekomme. Die Mischung macht's. Umfangreiche Reportagen und Interviews wechseln sich mich lockeren Rubriken ab. Beispielsweise "25 Dinge über ..." mixt Amüsantes und Wissenswertes zu einem Verein, einer Person oder sontigem.

Als Leser erfährt man verdammt viel über Fußballhistorie. Ob nun Hintergründe über den DDR-Fußball oder einen großen Bericht über Südafrika (WM 2010). Es wird wirklich global Wissenswertes eingefangen, nicht bloß über die aktuelle Champions-League-Runde berichtet, wie man es erwarten könnte. Personen stehen öfters im Blickpunkt - nicht der öffentliche Athlet, wie er ohnehin im öffentlichen Meinungsbild schon dutzendfach charakterisiert wurde. So liest man allerhand Geschichten, Entwicklungen und Erlebnisse, aus einer ganz persönlichen Sicht. Für mich die Definition von fundierterm Journalismus. Die Mitbewerber legen ihren Fokus auf das Analysieren und Bewerten, die 11 FREUNDE nimmt sich viele Geschehnisse abseits des Platzes zur Brust.

Und das auf 132 Seiten aufwärts. Trotz des enormen Umfangs gibt's mehr zu lesen als zu blättern. Bis ich eine Ausgabe durch habe, vergeht schon eine verdammt lange Zeit. Dazu gibt es in jeder Ausgabe ein beiliegendes Stadionposter mit Informationen zur Spielstätte. Zu besonderen Anlässen wie dem Saisonbeginn und aktuell  der Europameisterschaft sogar noch ein kleines Handbuch gratis oben drauf. Wobei klein untertrieben ist - der EM-Führer hat satte 132 Seiten. 148 im regulären Heft plus das Poster. Das macht mal eben 280 Seiten zusäzlich Poster. Unbezahlbar? Für 3,90 € kriegt man alles quasi geschenkt. 2006 gab's das Magazin für lumpige 3,30, steigende Papierpreise haben ihr übriges dazu getan.

Für das Cover werden keine Kosten und Mühen gescheut, ab und an historische Motive nachgestellt. Beispielsweise für die Reportage über St. Pauli in einem der letzten Ausgaben ([http://www.11freunde.de/img/cover/heft74_300.jpg]). Krönender Abschluß des Heftes bildet (wieder) die fiktive Geschichte von Günter Hetzer (Anlehnung dürfte klar sein), wie er mit Waldi und Delle auf Tour geht. Kurz gesagt geht's immer nur um den Suff und das Treffen von anderen Fußballbekannten. Urkomisch und verschnörkelt geschrieben, muß man gelesen haben.

Im Magazinbereich meine Nr.1 und sticht sogar die GEE aus. Wer was mit Fußball anfangen kann und etwas mehr über den Sport erfahren will, für den dürfte kein Weg dran vorbeiführen. Wer liest es? Eindrücke, Meinungen?

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Schnupper Chauvinimus, Bösewicht!
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