Antwort auf: Re:Print am Abgrund - oder doch nicht? von Fohlenfan77

hb
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>Warum mehr?

Ich kann mir durchaus vorstellen, daß durch das stückweise Kaufen am Ende womöglich ein größerer Betrag steht. Du hast das Beispiel ja gegeben mit der Supermarktkasse, wo schnell ein oder zwei billige Käseblätter mit durchrutschen. Man sieht es bei den Frauen ja dann und wann. Bin ich alle Jubeljahre mal im Zeitschriftenladen im Hauptbahnhof, muß ich mich schon zügeln, daß ich nicht zuviele Hefte mitnehme und es nicht zu teuer wird. Trotzdem sind es dann drei Magazine und ich komme mir irgendwie seltsam vor, einen solchen Batzen auf einmal für etwas Schmökern auszugeben. Würde ich regelmäßiger und für kleinere Beträge einkaufen (also mehr Tittenhefte), wäre das wohl anders.

>Wie viele Männer werfen "zufällig" einen Blick in die Bunte oder Gala oder... ?!

Keiner? Ist mir zumindest nicht bewußt aufgefallen und wenn hatte ich den Eindruck, daß es nur aus Verlegenheit geschieht. Ich hab sowas auch mal in der Hand gehabt, aber erst nachdem ich schon lange gesessen hatte und es sonst nichts in Sachen Sport oder Technik gab. Durch diese "Auswahl" wurde es mir aufgezwungen. Man könnte auch ausschließlich Tittenmagazine beim Arzt auslegen, Frauen würden dann genauso reinblättern.

>Die Leserschaft solch seichter Promi-Magazine ist doch gigantisch! Jeder liest gerne über Skandale

Also ich nicht. Mir ist das total wumpe, welches adlige Herz sich gerade in irgendeinen erlauchten Kreis eingeheiratet hat oder gebrochen wurde. Geht doch eigentlich niemanden was an. Wenn, dann ist es bei mir triebgesteuert. Busenblitzer, unendlich lange Beine und Höschenbilder sind dann eher was für mich.

>Ich sehe das so: vor einigen Jahren waren Hobby's noch nicht so spezifisch.

Ist ein verdammt guter Punkt, den ich jetzt so in meine Betrachtung gar nicht habe einfließen lassen. Denke, du hast da absolut recht, daß sich ein Großteil der Käufer aufgesplittet oder verlagert hat. Wobei zusätzlich die Hochphase zur Jahrtausendwende überschritten ist. Aber wenn man es weiterspinnt, ist das in erster Linie ein gutes Kontraargument für den Printbereich, weil man in der Summe nicht unbedingt weniger verkauft als früher. Dann wäre das Magazinsterben nur eine natürliche Folge aus Marktsättigung und der Problematik, lediglich kleinere Leserkreise ansprechen zu können. Sollte unser Hobby noch spezifischer werden, beherbergt der letzte Aspekt allerdings die Gefahr, daß sich - gefördert von der sich ändernden Lesegewohnheit - kein Projekt mehr rechnen kann. Andererseits heißt auch das nicht, daß der Print dem Tode nahe ist. Sondern nur, daß er sich verändern muß, um eine vielschichtigere Leserschicht anzusprechen.

>Gegenfrage: Wer würde aber ein solches Printmagazin kaufen? Die Leser wollen doch in erster Linie Infos vor dem Kauf eines Spiels (und einen Fingerzeig in Form einer Wertung). Eine Nachlese fände ich hier verschenkt. Online dagegen, macht sowas schon eher Sinn. Ich denke der Spruch "Nichts ist so alt, wie die Zeitung von gestern" stimmt auch hier...

Ist halt ein Gegenentwurf von mir. Denn wohin uns die ewige Hatz nach Aktualität geführt hat, spüren die Verleger derzeit. Es muß halt ein Umdenken her, was oben anfängt und sich natürlich etablieren müßte. Das ginge nicht über Nacht. Das Aufmerksamkeitsfenster eines monatlichen Spielemagazins mit festgefahrener Themengestaltung - ideenarmer, mutloser Publisher und Fortsetzungskäufern sei Dank - ist doch ziemlich beschränkt. Wenn es mir rein um Informationen und eine Beratung geht, werde ich im Internet gleich gut oder sogar umfassender bedient. In etlichen Online-Redaktionen sitzen Profis, Printredaktionen verkommen mehr zum Talentschuppen für Neueinsteiger, wobei es ja genau andersherum sein sollte. Auch der Exklusiv- oder Vorabnimbus sind für Magazine größtenteils verwirkt. Abgeschlossene Spiele, die ich in ein, zwei Wochen komplett beurteilen kann, werden weniger. Updates, Patches, DLC, den üblichen Wahnsinn kann kein monatliches Magazin mit dem Anspruch auf Aktualität mehr einfangen. Deshalb ändern sich ja auch die Lesegewohnheiten. Nicht, weil es sich bequem vor dem PC sitzt, sondern weil man Informationen direkt von der Quelle kriegen kann. Und weil es dort kostenlos ist.

Eine der Stärken eines Magazins ist glasklar die Übersichtlichkeit, daß Inhalte gefiltert sind. Eine Schlüsseleigenschaft für mein angedachtes Magazin, das die Ereignisse des dazugehörigen Online-Portals zusammenfaßt, wo es natürlich die besten und aktuellsten Infos und Tests gibt. Also muß man etwas anbieten, was sich abhebt und für lesenswert gehalten wird. Der Knackpunkt in meinem Gedankenmodell ist sicher die Aufbereitung und die Auswahl der Inhalte. Und dessen Förderung. Wer hat aber auf Nutzerseite im Onlinebereich überhaupt noch die Zeit und Muße, sich durch alles zu klicken? Auf großen Portalen entgeht einem doch zwangsläufig einiges Lesenswürdiges. Oder Sehenwertes. Es gibt ja zuhauf kreative Ideen, Parodien oder sonstiges mit Spielbezug. Dem eine Bühne geben und fördern mit einem gewissen Qualitätsanspruch. Sauschwer, aber dieses Filtern und Vertiefen ist doch eigentlich wesentlicher Bestandteil des Journalismus. Für mich paßt das alles richtig gut zusammen, obwohl es halt mit vielen gängigen und etablierten Prozessen bricht. Kann man als Ab- oder Umkehr für unmöglich halten. Oder als den nächsten logischen Schritt in Sachen "Vernetzung" sehen, von der soviel gefaselt wurde, die aber kaum konsequent umgesetzt wird. Man klebt dann beispielsweise an Leserbriefen, weil diese Form sich früher einmal etabliert hat und dem Leser das Gefühl vermittelt, direkt dabei zu sein. Weiterentwickelt hat sich diese Kommunikation aber abgesehen vor E-Mails in den letzten 20 oder 30 Jahren aber nicht, obwohl wir heute gerne so vielfältig und überall uns ausdrücken wollen.

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Schnupper Chauvinimus, Bösewicht!
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