Antwort auf: Tolle Sache... von Fohlenfan77

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>Glückwunsch zu Deinen Funden – find ich ziemlich spannend, was Du da so treibst. Woher hast Du denn die Infos, wo etwas verborgen sein könnte? Verlässt Du Dich auf Zeitzeugen (Oma, Opa…) oder wühlst Du Dich durch Archive und suchst danach die Gegend ab?

Die Sache mit den Infos ist recht vielseitig. Je nachdem nach was du suchst, sind die Bezugsquellen sehr unterschiedlich. Wenn du nach WKII-Sachen suchst, erfährst du viel im direkten Gespräch mit den Leuten. Einerseits die, die den Krieg direkt miterlebt haben (werden immer seltener) oder deren Nachfahren. Jeder weiss was von irgendwem der irgendwo mal was gefunden, verscharrt, gesehen hat. Andererseits hilft das Stöbern in alten Büchern, über die Kriegsgeschehnisse in den jeweiligen Gebieten. Ich hab da auf einer Buchbörse ein sehr gutes Buch gefunden, das sehr detailliert und minutiös die einzelnen Gefechte hier im Norden Luxemburgs beschreibt. Hilfreich ist es dann, topographische Karten und Satellitenbilder der Gegend zu studieren. Die Satellitenbilder lassen manchmal auf Feldern oder an Waldrändern Auffälligkeiten wie ehemalige Bombentrichter,... erkennen.
Ansonsten fährt man auch mal mit dem Auto umher, klettert auf Anhöhen und versucht sich in die Lage eines Soldaten zu versetzen. Was kann ich alles von dort aus überblicken? Kann ich mich hier verschanzen und zeitgleich den Feind ins Visier nehmen? Wo ist eine geschützte Bergflanke, eine Talmulde, an der ich eine ganze Truppe unentdeckt über Tage lagern und ausruhen kann?
Es kann auch vorkommen, dass man sich einfach vom Gefühl leiten lässt und blind drauf lossucht, dabei dann interessante Stellen und Sachen entdeckt.
Sucht man jetzt Sachen aus der Vorkriegszeit, Münzen und dergleichen, empfehlen sich eher Felder zur Suche. Hier geht man hauptsächlich aufgrund von Recherche in Büchern, Berichten von vorherigen Funden oder einfach stichprobenartig auf gut Glück. Dabei kann es dann vorkommen, dass man ein sogenanntes Fäkalienfeld erwischt, was übel klingt aber gut ist. Auf diesen Feldern wurden früher die Fäkalien, aus den Latrinen der Städte und Dörfer, zum Düngen verteilt. Von den Leuten sind natürlich oftmals Wertgegenstände wie Münzen, Gürtelschnallen, Knöpfe, Ringe (beim Abwischen des Allerwertesten vom Finger gerutscht), Fibeln,... in die Latrinen gefallen und somit auf die Felder gelangt.
Es kann vorkommen, dass man auf ein Feld gelangt, auf dem früher eine Siedlung stand, usw und so fort. Alle möglichen Szenarien lassen sich durchspielen.
Die alten Flurnamen auf den topographischen  Karten lassen viel Interpretationsspielraum. Ein kleines Gebiet, genau zwischen zwei Dörfern, heisst hier "Galgenfeld". Daraus kann man schliessen, dass hier einst Hinrichtungen stattfanden, sich also auch regelmässig eine grössere Anzahl an Menschen zusammengefunden hat. Da geht hier und da mal was verloren. Orte die mit "-weiler" enden, sagen aus, dass in der Römerzeit jeweils eine Villa bzw. ein kleineres Anwesen stand. "Noel" eine Stelle hier im Umkreis geht zurück auf "Weihnacht --> geweihte Nacht", ein Begriff den die heidnischen Kelten geprägt haben, ehe er von den Christen übernommen wurde. Also liegt hier die Vermutung nahe, dass die Kelten hier einen ihrer Kultplätze hatten (zum Feiern ihres Mittwinterfestes (Julfest)).
So kann man das beliebig weiterführen. Letzten Endes gehört neben etwas Gespür, immer eine gute Portion Glück dazu. Die Recherche im Vorfeld macht aber einen Grossteil aus, um dieses Glück auch voll auskosten zu können

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Schade, dass du endlich gehst!
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