Antwort auf: Rauchen verboten! von Stu Suttcliff

Farman
Status: User
Mitglied seit: 31.10.07
Ort: Köln
Beiträge: 634


Ich mach's relativ kurz:
Auf Nichtraucher muss Rücksicht genommen werden, da ihnen sonst die Entscheidungsmöglichkeit über ihre eigene Gesundheit genommen wird. Es gibt keinen sachlich erschließbaren, angemessenen Grund, einem Nichtraucher zuzumuten, sich ohne seinen Willen zuqualmen zu lassen. Eine gesetzliche Regelung halte ich nicht für verkehrt. Rauchern wird dadurch keine Entscheidungsfreiheit genommen, mal davon abgesehen, dass sie ihre Gesundheit eingeschränkter gefährden müssen, weil sie sich nicht mehr so frei ausleben können.

Aber wie sagte es ein mir gerade entfallener Fußballer doch gleich? "Jede Seite hat zwei Medaillen" (wars basler? Kahn? Loddar?). Auf der einen Medaille ist in leuchtenden Großbuchstaben vermerkt das Über-Ich, das bedeutet die generelle gesellschaftspolitische Ansicht darüber, was für alle gilt und was gefälligst alle zu wollen haben, auf der anderen Medaille in zumeist undurchsichtiger codierter Schrift die willkürliche, opportunistisch mit Werteargumenten untermauerte eigene Ansicht, die nur sich selbst sieht. Jede der beiden Seiten, Raucher und Nichtraucher, besitzt beide Medaillen. Und da die Seiten sich darüber nicht im Klaren sind, entsteht wie bei allem in diesem oder in einem anderen Land, Kindergarten-Grüppchenbildung. Raucher oder Nichtraucher, das ist dann nur noch die einzige Frage.

Warum fangen Fußgänger nicht an, sich über Autofahrer zu beschweren, die ihre Gesundheit massiv gefährden? Weil fast jeder Auto fährt und die wenigsten ohne klarkommen. Autofahren hat außerdem einen praktischen Nutzen, Rauchen aber nicht. Ändert das was daran, dass das Rauchen Teil des "Lebensstils" von mehr als dem einen oder anderen geworden ist? Ändert das was daran, dass Autoabgase die Welt verpesten und für Krebs sorgen, in viel größerem Stil als Zigarettenrauch? Ich hab neulich mit der regelmässigen Raucherpause Schluss gemacht, da mein Tag irgendwann nur noch aus Pausen bestand, aber in der Disco oder in ner Bar würd ich mir dann doch gerne eine anzünden dürfen. Mein Über-Ich sagt mir aber, es sei nicht das richtige. Die Lösung des Ganzen ist der Glaube und das Setzen auf die Mündigkeit des Einzelnen: Ich passe mich Gesetzen an, die der Notwendigkeit halber bestehen müssen, aber am liebsten ohne mich so fühlen zu müssen, ich sei jetzt der Böse, nur weil ich einer Schwäche nachkomme. Ich möchte nicht mit den Begriffen "Toleranz" und "Diskriminerung" argumentieren, da die Tabaklobby ebenfalls so argumentiert und da ich damit die Grüppchenbildung befördere. Ich will nur sagen, dass die Gesellschaft nicht irgendeinem imaginären "Reinheits"-Ideal (Weg mit dem unmoralischen Rauch, der die Lungen unserer Kinder verpestet, weg mit den teuflischen Vorbildern!) entsprechen sollte, da wir damit die Schwachen und Süchtigen wie uns Raucher nur ermutigen, uns noch schwächer und süchtiger zu fühlen.
Raucherzonen müssen her in öffentlichen Einrichtungen.

PS: Scheiße, doch nicht so kurz...

__________________
Ich vermag natürlich besser zu dichten, als wie's hier geschieht. Ich spare mich für später auf.
Auf diesen Beitrag antworten