Antwort auf: Re:Funny Games von Vince

Farman
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>Das ist alles absolut richtig, sehe ich sehr ähnlich, aber es ist nur ein Aspekt und der wirft in meinen Augen sicher nicht alle Qualitäten über den Haufen. Tatsache ist nämlich auch, dass ich trotz der belehrenden Penetranz des Films, dessen Aussage ich auch nicht wirklich in ihrer Radikalität zustimmen kann, selten einen derart bedrückenden und verstörenden Film gesehen habe. Mal rein aus dem Bauch heraus, wie Klitschko sagen würde. Von daher stimme ich deiner Argumentation zwar zu, würde mich dir aber nicht anschließen, deswegen den kompletten Film zu verteufeln (sofern du das überhaupt machst - korrigiere mich, wenn es anders sein sollte).

Kann dich nicht korrigieren, da ich tatsächlich den ganzen Film verteufle. Ich kann dem gar nix abgewinnen, der ist für mich nichts weiter als pure Strategie und eine große Feier der Manipulationskraft von Bildern und der Macht des Bilderstürmers, die von sich dreisterweise behauptet, die eigene Macht nicht nur auszustellen, sondern noch zu verteufeln und zu hinterfragen. Von daher ist der Film für mich quasi ein einziger Monolog seines Regisseurs, ich als Zuschauer möchte da nicht stören und entferne mich lieber und lass ihn labern, denn mit mir redet er ja nicht, auch wenn er so tut. Ich hab mich davon distanziert, einen Film zu mögen, nur weil er mich trifft - das nämlich hat Funny Games ohne Zweifel. Es muss aber schon etwas sein, was außerhalb der Schockwirkung meine emotionale Beziehung zum Film kontinuierlich aufwertet, ich muss das Gefühl haben, ich gewinne irgendwas beim Anschauen dieses Films. In dieser Hinsicht ist Funny Games für mich die absolute Verneinung. Mörder ohne Motiv morden zu lassen und jegliche soziale Erklärung oder künstliche Sentimentalisierung sein zu lassen, kann, wenn man es gut inszeniert, sicherlich sehr verstören, und das tut Funny Games, obwohl er eigentlich nichts weiter als eine lächerliche Thrillerparodie ist wie Scary Movie (diese Tatsache macht ihn so einzigartig). Aber wertvoll sein muss es nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob man bei sovielen die Zuschauer stimulierenden Softgewaltpornos in der Kinoindustrie nicht vielleicht doch mal so einen zutiefst Zuschauer und filmfeindlichen Film wie Funny Games braucht, ich bin mir nur sicher, dass jedenfalls ich ihn verachte.

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Ich vermag natürlich besser zu dichten, als wie's hier geschieht. Ich spare mich für später auf.
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