Antwort auf: Motörhead oder: Wer besucht Rockkonzerte? von Patrick Köllner

Brutzler
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Ort: LKA Stuttgart

Datum: 03.04.2008

Fury in the Slaughterhouse sind auf Abschiedstour. Da ich die Band noch nie Live gesehen hab, aber die Musik mich schon ewig begleitet, ist es doch ein guter Grund, die Hannoveraner mit meiner anweseneit zu beglücken.

Es schien, als ob Petrus mitweinen würde, weil eine der genialsten Bands deutschlands aufhört. Es regnete fast den ganzen Tag. Besonders eine Stunde vor Einlass kam das Wasser in Strömen vom Himmel. Da ich in der Nähe des Eingangs geparkt hatte, konnte ich locker 10 Minuten vor offiziellem Einlass aussteigen und den Rest im Regen warten. War zwar Saukalt, aber das Warten hat sich gelohnt: 2. Reihe Mitte!

Eröffnet wurde das Konzert um 20:00 Uhr von der kanadischen Band Gregory Darling. Vorgestellt von Thorsten Wingenfelder, seines Zeichens Gitarrist und Gründungsmitglied von Fury in the Slaughterhouse. Die Musik von Gregory Darling geht eher in die Jazzrichtung. Gesang/E-Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Leicht verdauliche Kost, mir zu langweilig. Die Musik passt eher in eine Pianobar. Nach einer halben Stunde verlassen die vier dann die Bühne und der Umbau beginnt. Die Bühne geht in der Mitte ein wenig nach vorne, direkt an die Abgrenzung hin. Weiter hinten ist noch ein weißer Vorhang aufgehängt. Dahinter ist vermutlich das Schlagzeug und das Keyboard aufgebaut (später stellt sich heraus, dass es so ist). Mikrophone werden aufgestellt und die Instrumente gecheckt.

Um kurz vor 21:00 Uhr betritt ein einzelner Gitarrist mit Akkustikklampfe die Bühne. Definitiv kein Furymitglied. Er stellt sich als "Schulz" vor. "Ich bin die Zwischenband" grinst er ins Publikum. Er wird 4 Songs zum besten geben, wovon das Lied Superman seinem vierjahrigen Sohn Elvis gewidmet ist. Dort wird das Publikum dann an einer bestimmten Stelle die Arme hochreissen und "Elvis" rufen müssen. Ganz pragmatisch hat er sich die vier Songtitel auf den linken Unterarm geschrieben. Musikalisch gibts deutschsprachige Lovesongs zu hören. Man bedenke, es steht nur er auf der Bühne! Hinter mir haben sogar zwei Männer DIN A3 große "Schulz" Plakate dabei. Scheint also schon was bekannter zu sein der Mann. Ich kannte ihn nicht. Hat sich gut geschlagen, muss ich schon sagen. Ach ja, beim dritten Song kam Christoph Stein-Schneider, Gitarrist von Fury auf die Bühne, um mit Schulz zu zocken. Herrlich.

Dann wars endlich Zeit für Fury in the Slaughterhouse.
Als Intro gabs einen Film auf den Vorhang projeziert. Bilder aus 20 Jahren Fury. Unterlegt mit "It's a long way to the Top if you wanna Rock 'n' Roll" in der Version von Susanna & The Magical Orchestra. Video dazu gibts bei youtube, einfach "It's a long way Fury" eingeben.
Gänsehaut pur!
Was nun folgen sollte ist das bisher beste Konzert, was ich je erlebt hab.
25 Songs aus 20 Jahren Fury. Spielfreude pur, Fannähe, keine Starallüren. Einfach bodenständige Jungs, die halt nochmal auf Konzertreise gehen. Angefangen haben sie mit "Cut myself into pieces", gefolgt von "Hang the DJ". Das dritte Stück widmeten sie allen, die vor 20 jahren in Stuttgart waren um Hallo zu sagen, und heute da sind um Auf wiedersehen zu sagen: "Hello and Goodbye". Da machte sich zum ersten Mal etwas wehmut im Publikum breit. Bei "Radio Orchid" stieg Sänger Kai Wingenfelder von der Bühne, um einmal komplett durch das Publikum zu laufen und dabei den Song zu singen. Wie gesagt: Fannähe pur! Die folgenden Songs gabs dann wieder auf der Bühne, unter anderem "Dancing in the sunshine of the dark". Die Band meinte, dass es heute etwas wärmer weren würde, weil sie gebeten hatten die Klimaanlage auszulassen, da Sänger Kai eine Erkältung habe.
Zu "One good reason" und "Bring me home" ging die komplette! Band ins Publikum um ein Akkustikset zu spielen. Dazu setzte sich fast das komplette Publikum hin. Man stelle sich vor: Das ausverkaufte LKA verneigt sich auf diese Art und Weise vor deutschlands "unbekanntester bekannten Band". Der "textlose" Refrain wurde vom Publikum noch weiter gesungen, als die Band wieder auf die Bühne ging um eigentlich übergangslos den nächsten Song zu spielen (so hatten die Furys es eigentlich vor...). Doch das Publikum sang und sang und sang. Weiter gings unter anderem mit den Klassikern "Every generation got its own disease", "Trapped today, trapped tomorrow", "Milk and Honey". Bei "When I'm dead and gone" wollte Kai ein letztes Mal in Stuttgart alle Hände oben sehen. Gesagt, getan. Händeschwenken galore! "Time to wonder" beendete als 19. Song das reguläre Set.
Eröffnet wurde der Zugabenblock von "Kick it out", bei dem das Publikum erst mal den Gesang übernahm. Natürlich durften "Won't forget these days" und "Down there" nicht fehlen. Den Abschluss bildete "Seconds to fall". Nochmal Gänsehaut und ein zu tränen gerührter Kai. Knapp zweieinhalb Stunden Spaß, Tränen, Freude und Trauer waren nun vorbei.
Aber Fury wären nich Fury, wenn sie sich nicht noch was besonderes ausgedacht hätten: Nach der Show konnte man das komplette Konzert für 20 € auf einem USB Stick kaufen und mit nach Hause nehmen! Möglich machte das die Firma di[rec]. Das Konzert wird mitgeschnitten und live auf USB-Sticks gespielt. Kleiner Nachteil dabei: Am Abend des Konzert gabs nur den regulären Block (also 19 Lieder), für den Rest gabs einen Gutschein, mit dem man sich über die Homepage die restlichen Songs runterladen kann. Geile Idee!!
Ach ja, das Publikum war wirklich bunt gemischt: vom Familienvater mit Sohn, über 27-jährige Musikfreaks() zu über 50-jährigen alten Fans war alles dabei. Besagter Familienvater stand mit seinem Sohn in der ersten Reihe. Sohnemann wars wohl zu laut, denn er hielt sich permanent die Ohren zu. Das wurde von der Band natürlich bemerkt und so organisierten sie kurzerhand, dass Vater und Sohn hinter die Absperrung durfen und seitlich neben der Bühne das Konzert genießen durften (ich sags nur ungern, aber schon wieder: Fannähe).
Merchpreise: Tourshirts 20€, ältere Shirts 5-10€, Kapuzenpulli 69€ (), Poster 2€, USB-Stick mit Konzert 20€.
Fazit: Ein Konzert, dass mein bisher bestes war und dass ich nie vergesen werde.

Wertungen:
Gregory Darling: 4 von 10
Schulz: 7 von 10
Fury in the Slaughterhouse: 10 von 10

Kai Wingenfelder: voc/git
Thorsten Wingenfelder: git/voc
Christof Stein-Schneider: git/voc
Christian Decker: bass/piano/voc
Gero Drnek: keys/bass/mandoline/harmonika/percussions/voc
Rainer Schumann: drums/percussion

Setlist:

Cut myself into pieces
Hang the DJ
Hello and Goodbye
Radio Orchid
Jericho
Then she said
Dancing in the sunshine of the dark
Should have known better
One good reason
Bring me home
On Alarm
Are you real
Every generation got its own disease
Trapped today, trapped tomorrow
Haunted head and heart
Cry it out
Milk and honey
When I'm dead an gone
Time to wonder
Kick it out
Goodbye so long
Won't forget these days
Come on
Down there
Seconds to fall

I'll miss you!!!!!!!!!!!!!!!

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Bis denne, Brutzler
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